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Ist Sport gesund?

Aktualisiert: 23. Nov. 2020

Als Sportmediziner und immer noch aktiver Sportler beschäftigt mich -wie viele Leute- die Frage, wie viel Sport denn eigentlich gesund ist. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Aber beginnen wir einfach: wo die Sachlage noch eindeutig ist, ist im tiefen Bereich. Stehen ist besser als Sitzen, Gehen ist besser als Stehen. Jedoch bereits hier beginnt die Unsicherheit. Ist Laufen besser als Gehen? Das kann für junge Menschen meist mit „Ja“ beantwortet werden. Jedoch im fortgeschrittenen Alter ist das Gehen gegenüber dem Laufen evtl. zu bevorzugen, da die Gelenke weniger belastet werden. Aber wie viel Laufen ist eigentlich gesund? In meiner Jugend bewunderte man Marathonläufer als asserordentliche Leistungssportler und Niemandem kam es in den Sinn, ihnen nachzuahmen, es sei denn man hatte eine Affinität zu Langstreckenläufen. Man wusste, dass es jahrelanges Aufbautraining braucht, um diese Leistung zu erbringen. Und es waren nicht viele, die bereit waren, dieses einseitige Training auf sich zu nehmen.

Wie kommt es, dass es plötzlich Tausende Marathonläufer gibt? Unsere Leistungsgesellschaft und die Freizeitindustrie haben die " Ultraanlässe" geschaffen, immer unter dem Motto: länger, grösser, eindrucksvoller. Dem Einzelnen kann es gut tun, sich eine solche Leistung aufzuerlegen. Ob es der Gesundheit auf die Länge zuträglich ist, bleibt unbeantwortet. Soviel zu den Fakten: Nach Marathonläufen als Massenveranstaltung kommt es jeweils bei einer beträchtlichen Anzahl der Teilnehmer zu Kniegelenkergüssen. Dies haben Untersuchungen nach den Läufen ergeben. Bei Sporttreibenden im hohen Leistungs- und Trainingsbereich sind diese Erscheinungen selten. Man weiss auch, dass Leute, die jahrelang Jogging als bevorzugten Sport betreiben, trotz zunehmendem Alter nicht mehr Abnützungen zeigen als Leute, die gelenkschonendere Disziplinen (z. B. Radfahren, Schwimmen) betreiben. Das heisst also, dass auch Sport mit hohen Belastungen nicht unbedingt schädlich sein muss. Was jedoch als wichtige Erkenntnis bleibt, ist dass es einen vernünftigen und langsamen Aufbau und eine regelmässiges Training braucht, damit sich der ganze Organismus an die Belastung gewöhnen kann. Dann zeigt er erstaunliche Adaptationsmöglichkeiten. Wer sich aber eine zu kurze Zeit gibt, zu viel Ehrgeiz oder eine schlechte Beratung hat, der kann sich trotz gutem Willen und dem guten Ruf des Sporttreibens mehr schaden als nützen. Die Regelmässigkeit und eine dem eigenen Körper angepasste Form der Bewegung gehören zu den wichtigsten Gesundheitsfaktoren. Der Organismus leistet Erstaunliches, wenn er regelmässig gefordert, aber nicht überfordert wird und er einen Teil davon als Routinebelastung empfindet.

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